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Baumaterial Holz

Genf: Ein Opernhaus aus Holz begeistert die Besucher

Wenn ein bekanntes Opernhaus sich einer Komplettrenovierung unterziehen muss, dann braucht das Orchester einen neuen Schaffensraum für ihr Können. Wenn dann noch ein Provisorium verfügbar ist, das komplett aus Holz besteht und sich dadurch wunderbar leicht transportieren lässt, dann löst sich das Raumproblem in Wohlgefallen auf.

Inmitten des Stadtzentrums von Genf befindet sich das Grand Théâtre, ein wunderbares Opernhaus. Und weil das in die Jahre gekommen ist und dringend renoviert werden muss, waren sich die Verantwortlichen lange nicht einig darüber, was das nun heißt für die beliebten Aufführungen und Konzerte. Bis sie ihre Augen nach Paris richteten. Dort stand das Théâtre éphémère, ein ehemaliges Provisorium für solcherlei Veranstaltungen. Es besteht komplett aus Holz und war dadurch nicht nur schnell errichtet, es war außerdem sehr stabil. Bis Anfang 2013 fand in diesem hölzernen Opernhaus die Comédie-Francaise statt, eine beliebte Aufführung die 420 Mal die Besucher in ihren Bann ziehen konnte. Doch die Zeit war vorbei und das Behelfsopernhaus sollte nun eine neue Aufgabe bekommen.

Das Opéra des Nations ward geboren

Für die nächsten zwei Jahre Bauzeit sollte es nach Genf verlegt werden. Auf LKWs in 70 einzelnen Fahrten ging das kleine Kunstwerk aus 1000 m3 Holz nun auf die Reise von Paris nach Genf. Dort sollte es nicht nur wieder aufgebaut, es sollte auch noch größer werden. Die ehemaligen 750 Sitzplätze reichten den Genfern nämlich nicht aus, 360 zusätzliche Sitzplätze waren deshalb angedacht. Auch die sollten sich harmonisch in das Provisorium einfinden.

Der einzige Unterschied zum ehemaligen Standort in Paris würde später nicht mehr sichtbar sein. Das Fundament des Baus wurde in Genf nämlich nicht massiv gegossen. Das wollte man sich sparen und verwendete stattdessen massive Tannenstämme, die zu Hunderten das Erdreich stabilisierten.

11,5 Millionen Schweizer Franken Kosten kamen auf die Genfer für ihr neues Provisorium zu. Ein großer Teil dieser Ausgaben ließ sich durch Spendengelder und Sponsorengelder abdecken. Ein öffentlich bereitgestellter Fonds sorgte für die Bereitstellung der restlichen Summe. Im Parc Rigot fand die Opéra des Nations, wie das Bauwerk nun heißt, einen neuen Standort. Hier haben 70 Musiker im Orchestergraben Platz und können vor 1100 begeisterten Besuchern spielen. Seit 2016 ist die Holzoper nun in Betrieb. Bis 2018 soll sie bleiben, muss dann aber wieder verschwinden wie sie gekommen ist, ohne Spuren zu hinterlassen.